Durchbruchsbehinderte und tief verlagerte Schneidezähne 21, und 22.

Der schon verloren geglaubte Schneidezahn 21 konnte gerettet werden. Der hoch unter dem Nasenbogen im Oberkiefer verlagerte Zahn 21 sollte operativ ganz entfernt werden. Mit Hilfe der Kieferchirurgen habe ich ihn dennoch kieferorthopädisch durch den Kiefer bewegen und in den Zahnbogen stellen können. Gleichzeitig habe ich den wenig sichtbaren teil-retinierten Zahn 22 auch in den Zahnbogen gestellt.

Der Schneidezahn 21 lag fast parallel und knapp unterhalb des Nasenbodens der Patientin verlagert und retiniert. Nach dem Lehrbuch und der Beratung anderer Kollegen sollte der Zahn unbedingt operativ geteilt und aus dem Oberkiefer entfernt werden. Dies ist normalerweise richtig. Mutter und Patientin waren darüber sehr verzweifelt. Sie wollten nicht schon so früh an dessen Stelle "einen künstlichen Zahn in den Kiefer gepflanzt bekommen" .

Nach meiner ausführlichen Analyse habe ich anatomisch und technisch eine Möglichkeit gesehen den Zahn dennoch im Ganzen überhaupt in die Mundhöhle zu bewegen (Mobilisierung) und in den Oberkieferzahnbogen einzustellen. Nach Bildung eines engen Knochen-Schachts bis ca. 10 mm tief unter die Schleimhaut durch die Kieferchirurgen und bis zur Zahnkrone mit Freilegung einer Fläche der Zahnkrone, konnte ich erst im 2. Anlauf eine Mini-Halterung in der Tiefe des Operationsgebietes am Zahn 21 befestigen. Wegen ständiger leichter Sickerblutung aus dem angrenzenden Knochen war dies erforderlich geworden. Die persistierenden Milchzähne 61 und 62 wurden zuvor entfernt. In kleinen Schritten und mit wechselnder Zugrichtung der Kieferorthopädischen Kräfte konnte ich den Zahn schadlos in die Mundhöhle und dann in den Zahnbogen stellen. Dabei habe ich auch individuelle, innovative eigene Techniken angewandt. Wegen der vital erhaltenen Wurzelhaut ist der Knochen und die Schleimhaut darüber dieser extremen Zahnwanderung gefolgt. Im Grunde war dieser "Erhalt des Zahnfachs" bio-physiologisch so zu erwarten. 

Die Patientin und Mutter wollten kein besonders auffälliges ästhetisches Ergebnis. Sie meinten nur "sie könnten nicht mehr erkennen, daß der Zahn 21 jemals so sehr im Kiefer verschwunden war". "Er sehe genauso aus wie der normale Zahn nebendran". Damit war ich selbst auch sehr zufrieden. Übrigens, bis heute ist nicht bekannt was die Ursache für diese Extrem-Verlagerung des 21 war. Ein Unfall mit Kieferbeteiligung war es jedenfalls nicht. Der Schöpfer macht halt was er will. Wir werden da nicht gefragt. Ist auch gut so. Wir können nur helfen. 

Anmerkung: Die ursprüngliche ½ Prämolarenbreite-Kl.II-Distal-Relation der linken Zahnbogenseite wurde zusammen mit der Mobilisation in den Regelbiss eingestellt, was auch nicht immer zuverlässig gelingt.

Noch was. Letztlich habe ich der Patientin eine früh beginnende Implantat-Prothetik-Karriere mit allen möglichen Problemen und immensen Kosten bis zum Lebensende (statistisch bis ca. 80 Jahre Lebenserwartung und mehr) erspart. Die Krankenkasse hat es mir bisher jedoch nicht sonderlich gedankt. 

Diese Kieferorthopädische Behandlung erfolgte ohne Künstliche Intelligenz.